Das Gemeinschaftsprojekt "28m-Klasse in 1:10"
Das Gemeinschaftsprojekt "19m-Klasse in 1:10"
Das Projekt fing strenggenommen schon zu einer Zeit an als wir, Thomas (Toma-Werft) und Stefan (Schiffsmodellwerft) uns noch nicht kannten.
Während Thomas damals mit dem Gedanken an die alte 27,5m-Klasse in 1:10 spielte und deren Tochterboot bereits in der Planung hatte, lag in der Schiffsmodellwerft bereits das Tochterboot ALTE LIEBE der ARWED EMMINGHAUS der alten 26,6m-Klasse auf der Helling.
In dieser Zeit haben wir uns kennengelernt und kamen auf den Gedanken, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre Synergieeffekte zu nutzen, die beim Bau zweier Kreuzer der selben Kreuzerklasse entstehen würden. Da es dann aber Kreuzer einer aktiven Einheit sein sollten, viel die Wahl neben der Cuxhavener HERMANN HELMS auf die BERLIN (II) der Station Laboe.
Nun hat die DGzRS aber die nachvollziehbare Angewohnheit die Einheiten in der Regel nach rund 30 Jahren aus dem aktiven Dienst zu nehmen und genau das hat uns bei unseren Planungen überholt: Unsere Modelle wären niemals noch zur aktiven Zeit der Kreuzer fertigzustellen.
Was tun?
Die Seenotretter haben mit der Information, dass die 27,5m-Klasse in den nächsten Jahren Einheit für Einheit ausgemustert wird, einen neuen Kreuzertyp vorgestellt. Als die ersten Zeichnungen von den Seenotrettern veröffentlicht wurden, stand für uns schnell fest, dass dieser Kreuzertyp hat Potenzial für ein 1:10er Modell:
(Zeichnung mit freundlicher Genehmigung der DGzRS)
Leider hat die neue Kreuzer-Klasse keinen offenen Fahrstand mehr und auch nicht mehr die Feuerlöschleistung der alten 27,5er, aber da entwickeln sich diese Spezialschiffe eben weiter.
Vorteil: Es müssen nur 2 Fahrmotoren eingeplant werden. Die 28er haben keine Mittelmaschine mehr. Das wird jeder Modellbauer kennen:
Finanziell gesehen durchaus schon mal ein gern genommenes Argument der besten Gattin der Welt gegenüber, dass das Modell ja dann billiger würde als mit 3 Antriebsmotoren. ;o)
Nach der Potenzialanalyse wurde dann beschlossen wie geplant die Kreuzer der Stationen Cuxhaven (SK 37 / ANNELIESE KRAMER) und Laboe (SK 36 / BERLIN (III)) zu bauen.
Als erstes stand damit fest, dass keines der Modelle das Typschiff darstellen würde - die Seenotretter haben den ersten Kreuzer dieser Klasse auf Amrum stationiert.
Bis Mai 2017 stand folgendes fest:
Erfreulich für mich war, dass ich mich für die Station Laboe nicht umgewöhnen muss. Die Seenotter haben entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit bereits mitgeteilt, dass der neue Kreuzer wieder BERLIN heißen wird. Ein Name der mir durchaus zusagt.
Thomas muss noch bis zur Taufe "zittern". Vielleicht hat er Glück und der neue heißt dann HERMANN C. HELMS - theoretisch wäre das denkbar. Da hilft wohl nur Abwarten und Tee trinken.
Am 20.05.2017 dann das:
Beim 3. Internationalen Rettertreffen der IG DGzRS 1:10 trafen wir Gerhard Lankhorst wieder - wir hatten uns bei einem Modellbautreffen in Hamm kennengelernt. Gerhard hatte dort seine "Baustelle" dabei: Den begonnenen Aufbau der BERLIN (III). Aber zwei BERLIN bei zukünftigen Treffen? Was tun? Thomas und ich haben uns daher darauf verständigt, dass wir umplanen.
Da er Borkum vor der Tür hat und meine Frau und ich regelmäßig in Cuxhaven sind, wird bei Thomas jetzt der Nachfolger der ALFRIED KRUPP entstehen (wir gehen davon aus, dass auf dieser Station auch wieder ein 28m-Kreuzer kommen wird) und bei mir entsteht mit ANNELIESE KRAMER der Nachfolgekreuzer der HERMANN HELMS.
Doch es kam anders: Der Kreuzer für Borkum sollte HAMBURG heißen - soweit, so gut. Aber mit dem Namen ST. PAULI konnte sich Thomas nicht anfreunden, sodass wir "getauscht" haben. Er die Dame namens ANNELIESE und ich die HAMBURG.
Wir sind auf Schaufahren oder Messen gerne mal gefragt worden warum wir so eine Modell bauen wollen. Eine sicherlich berechtigte Frage insbesondere vor dem gewählten Maßstab und den damit zu erwartenden Herausforderungen beim Bau und späteren Betrieb.
Die Antwort darauf ist eigentlich identisch mit den Antworten, die jeder Modellbauer gibt wenn er gefragt wird.
Update November 2020:
Wie die Zeit vergeht. Nach drei Jahren ist viel passiert, aber nicht im Bezug auf den Bau der Kreuzer.
Bei Thomas ergab sich durch eine Begegnung beim 150igsten Geburtstag der Seenotretter in Bremerhaven der Kontakt zur norwegischen Rettungsgesellschaft und der führte wiederum dazu, dass er jetzt erst einmal einen norwegischen Rettungskreuzer baut. Nicht zuletzt mit Hilfe der ausführenden Werft, die eine völlig andere Kommunikationsart mit Modellbauern hat als wir es in Deutschland immer wieder erfahren "durften". Kontakte zu deutschen Werften, die mit den Seenotrettern arbeiten, waren bei uns immer sehr zäh und seltenst wirklich erfolgreich.
Der Eindruck, der sich bei uns verfestigt hat, ist, dass das Wort Modellbau in Deutschland bei Werften und den anderen Beteiligten bei Anfragen eher ein Schimpfwort als ein Türöffner ist. Vielleicht noch bei dem ein oder anderen ein halt vorhandenes Übel, aber mehr nicht. Subjektiver Eindruck, klar, der jedoch auch von anderen Modelbauern schon geäußert wurde.
Im ganz hohen Norden scheinen Modellbauer für Werften einfach Menschen zu sein, die die Arbeit der Werften zu schätzen wissen und das Werk der Werft "in klein" würdigen. Und man wird den Eindruck nicht los, dass es bei der norwegischen Rettungsgesellschaft genauso ist. Respekt!
Aber ich schweife ab. Nachdem Thomas also mit dem Norweger beschäftigt ist und meine zwischenzeitlich erschienenen drei Enkel jetzt Nummer 4 erwarten, haben wir das Thema nochmal aufgegriffen. Irgendwie machen kleine Kinder die vergehende Zeit sehr deutlich - wir müssen also doch irgendwann mal anfangen.
Dafür muss Platz geschaffen werden. Erste Entscheidung: Die Baustelle HERMANN MARWEDE in 1:20 wurde verkauft. Das schafft deutlich Platz in der Werkstatt.
Und das Thema Platz führte im März 2021 zu einer weiteren Wendung im Projekt:
Während eines Treffens unter zu diesem Zeitpunkt geltenden Corona-Bedingungen sind wir die Rahmenbedingungen für derartige Modelle (Handling von 120kg Gewicht, 2,80m Länge) zu der Überzeugung gekommen, dass bei einer geschätzten Bauzeit von 10 Jahren wir beide in einen Altersbereich vorstoßen, in dem nicht zu erwarten ist, dass wir die Modelle noch lange selber würden zum Teich, in den See, in die Nordsee oder sonst wo ins Wasser setzen können.
Es müsste also kleiner werden, ohne den Maßstab 1:10 zu verlassen.
Damit schied die alte 26,6m-Klasse (GEORG BREUSING, ARWED EMMINGHAUS, ADOLPH BERMPOHL) aus:
(Bild: Thomas Hartwig)
Das Modell würde zwar mit 90kg etwa 30kg leichter, aber die Abmessungen wären nicht so sonderlich handlicher.
Eine PAUL DENKER
wäre mit 1,68m zwar ideal, aber diesen Schiffstyp gab es nur einmal und zweimal das selbe Modell? Nope, eher nicht.
Da wird für unser Projekt aber "in Deutschland" bleiben wollten, fiel die Wahl letztlich auf die alte 19m-Klasse. Da wir wissen, dass zwei Modellbauer bereits an einer HANS LÜKEN und einer H.J. KRATSCHKE arbeiten (und da nebenbei bemerkt einen echt geilen Job machen!), werden wir uns mit den beiden anderen Kreuzern beschäftigen.
Thomas baut die G. KUCHENBECKER und ich die OTTO SCHÜLKE, auf der ich als Jugendlicher schon einmal mitfahren durfte - ein sehr schönes und prägendes Erlebnis.
Angesichts der 30kg (entsprechend der 30 Tonnen des Originals bei Indienststellung), manche Quellen sprechen auch von 35kg Verdrängung bei voller Zuladung, sollte diese Wahl jetzt (hoffentlich) die letzte sein, die wir im Bezug auf das Gemeinschaftsprojekt treffen.
Jetzt gilt es, Material zu beschaffen. Bilder vom Original und dergleichen. Die Pläne der DGzRS sind von 1976 und bedürfen einiger Nacharbeit und Fotoabgleichen, wenn man die Modelle so gestalten will, wie die Originale. Es bleibt also spannend.
Update Januar 2024:
Das Projekt startet mit ein paar Anpassungen. Thomas ist irgendwie bei den Norwegern hängen geblieben und mit dem Jet-Antriebsvirus infiziert (Die Fahreigenschaften dieser Modelle sind schon besonders....). Insofern wird es nur einen 19er Kreuzer geben, die OTTO SCHÜLKE.